Quiet Quitting – Nur ein Modewort oder mehr?
Die Arbeitswelt verändert sich ständig: wandelnde Arbeitsbedingungen, die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Einfluss neuer Generationen prägen diesen Wandel. Trends wie Quiet Quitting gewinnen zunehmend an Bedeutung und beeinflussen die Haltung der Arbeitnehmenden. Heutzutage definieren sich Menschen weniger über ihre Produktivität oder ihren beruflichen Status als noch vor einem Jahrzehnt. Das stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen.
Ein Sprichwort sagt: Ein Pferd springt nur so hoch, wie es muss
Quiet Quitting wird ins Deutsche oft als stilles Kündigen übersetzt, doch der Begriff täuscht. Es geht nicht darum, den Job aufzugeben, sondern nur noch genau das zu tun, wofür man bezahlt wird. Dieser Trend beschreibt eine Einstellung, bei der Beschäftigte unbezahlte Überstunden und zusätzliche Aufgaben ablehnen und sich strikt auf die vertraglich vereinbarten Leistungen beschränken. Sie verzichten darauf, über das Erforderliche hinauszugehen, etwa durch freiwillige Projektarbeit. Stattdessen ziehen sie eine klare Grenze zwischen Beruf und Privatleben. Ziel ist es, mehr Zeit für Familie, Freundschaften und persönliche Interessen zu haben sowie die eigene physische und mentale Gesundheit zu stärken. Hintergründe für diese Haltung sind veränderte Werte, Überlastung oder eine wachsende Distanz zum Unternehmen und den Kolleg:innen.
Achtung, Verwechslung droht!
Quiet Quitting unterscheidet sich deutlich von der inneren Kündigung. Letztere entsteht aus tiefer Unzufriedenheit und Demotivation, sodass Betroffene sogar weniger leisten als vertraglich vereinbart. Quiet Quitter hingegen bleiben innerhalb ihrer Arbeitszeit engagiert, beschränken sich aber auf das vereinbarte Maß.
Auswirkungen für Unternehmen
Natürlich ist es positiv, wenn Beschäftigte ihre Gesundheit priorisieren und eine bessere Balance zwischen Arbeit und Leben anstreben, um Risiken wie Burnout zu vermeiden. Doch Quiet Quitting bringt für Arbeitgeber Herausforderungen mit sich, da es auf tiefere Probleme in der Unternehmenskultur hindeutet. Teamarbeit kann durch Konflikte leiden, und eine ungleiche Verteilung der Arbeitslast entsteht, wenn andere die liegengebliebene Arbeit übernehmen müssen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels kann dies den Unternehmenserfolg gefährden. Zudem verursacht Quiet Quitting hohe finanzielle Verluste – in den USA werden jährlich bis zu 500 Milliarden Dollar geschätzt. Ein weiterer Aspekt: Das Verhalten ist ansteckend. Wer sieht, dass Kolleg:innen pünktlich Feierabend machen, fragt sich irgendwann, warum man selbst so viel investiert. Unternehmen sollten daher gezielt Strategien entwickeln, um diesem Trend entgegenzuwirken.
Ansätze für Lösungen
Zunächst sollten Arbeitgeber herausfinden, wie engagiert ihre Belegschaft ist und was sie motiviert. Umfragen oder Gespräche mit Mitarbeitenden können Aufschluss über die Gründe für mangelnde Motivation oder besonderes Engagement geben. Wie erwähnt, streben Quiet Quitter oft nach besserer Work-Life-Balance und Gesundheit. Unternehmen können diese Bedürfnisse fördern, um Wertschätzung zu zeigen und die Motivation zu steigern. Doch wie gelingt das?
- Unternehmenskultur stärken: Schon durch einfache Maßnahmen wie den Austausch mit Beschäftigten und das Einholen von Rückmeldungen wird deutlich, dass ihre Meinung zählt. Eigenverantwortung fördert die Motivation, ebenso wie die Vermittlung von Sinn durch die Führungsebene. Mentoring-Programme oder Teamevents können Quiet Quitter wieder stärker ins Unternehmen einbinden und die Bindung sowie Identifikation mit der Firma fördern.
- Arbeitsbedingungen verbessern: Flexible Modelle wie Homeoffice oder Gleitzeit geben Beschäftigten mehr Freiheit und Kontrolle über ihren Arbeitsalltag.
- Entwicklung fördern: Klare Perspektiven für Karriere und Weiterbildung geben ein Ziel vor Augen, das zu mehr Einsatz motiviert.
- Work-Life-Balance sichern: Überstunden sollten nicht zur Norm werden. Unternehmen können klare Regeln etablieren, die ständige Erreichbarkeit reduzieren und Arbeits- und Freizeitgrenzen respektieren – etwa durch Verzicht auf Nachrichten nach Feierabend.
- Gesundheit priorisieren: Eine gesunde Belegschaft ist leistungsfähig. Stressbewältigungsprogramme, Gesundheitschecks, ergonomische Arbeitsplätze, gesunde Verpflegung oder Sportangebote setzen die Gesundheit ins Zentrum.